Craemer Gruppe feiert 100-jähriges Jubiläum

Herzebrock-Clarholz. Die Craemer Gruppe, Familienunternehmen mit Stammsitz im ostwestfälischen Herzebrock-Clarholz und internationaler Ausrichtung, feiert in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen. Der Spezialist für Metallumformung, Kunststoffverarbeitung und Werkzeugbau mit rund 630 Beschäftigten an vier europäischen Standorten erwirtschaftete 2011 eine Gesamtleistung von 172 Millionen Euro. Im Jubiläumsjahr ist das Unternehmen auf erfolgreichem Wachstumskurs. Bis 2014 stehen Großinvestitionen in zweistelliger Millionenhöhe an. Zum offiziellen Jubiläumsempfang am 11. Mai 2012 kamen rund 200 Gäste ins firmeneigene Gemeinschaftshaus: langjährige Geschäftspartnerinnen und -partner aus dem In- und Ausland sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft der Gemeinde und der Region.

Den Grundstein für die Craemer Gruppe legt 1912 der Ingenieur Paul Craemer mit der Press-, Stanz- und Hammerwerke GmbH. Die Suche nach neuen unternehmerischen Herausforderungen hat ihn aus dem Ruhrgebiet nach Ostwestfalen geführt. Schon früh ergeben sich Geschäftskontakte ins Ausland, das Werk wird stetig ausgebaut und modernisiert. Ab 1950 entwickelt sich das Unternehmen zum bedeutenden Zulieferer des Landmaschinenbaus. 1958 kommt als weiteres Geschäftsfeld die Kunststoffverarbeitung mit der Fertigung von Großbehältern im Spritzgießverfahren hinzu.

Europäische Gruppe mit zunehmend globaler Ausrichtung

1967 entwickelt Craemer die weltweit erste in einem Stück gespritzte Kunststoffpalette. Seit Mitte der 1980er Jahre fokussiert sich das Unternehmen im Metallbereich auf das Geschäft als Automobilzulieferer; im Kunststoffbereich erreichen Craemer-Paletten weltweite Marktgeltung, Entsorgungsbehälter kommen neu dazu. Seit 15 Jahren baut Craemer das unternehmerische Engagement in Europa zielstrebig aus und wandelt sich zur Unternehmensgruppe mit zunehmend globaler Ausrichtung.

Heute gehören zur mittelständischen Firmengruppe fünf operative Gesellschaften in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und der Slowakei sowie ein internationales Vertriebsnetzwerk. Am Gründungsstandort sind neben der Verwaltung und dem zentralen Werkzeugbau Produktionshallen für die Metallumformung und die Kunststoffverarbeitung angesiedelt. Hier arbeiten rund 480 Beschäftigte. Eigenständig produziert wird seit 1998 auch im Metallwerk in der Slowakei (rund 100 Beschäftigte) und seit 2006 im Kunststoffspritzgießwerk in Großbritannien (rund 50 Beschäftigte). Den französischen Markt bearbeitet Craemer seit 2009 mit einer eigenen Vertriebsgesellschaft für das Kunststoffprogramm im Großraum Paris. Seit 2011 verfügt die Gruppe am Stammsitz außerdem über eine Servicegesellschaft für das Geschäftsfeld Ladungsträgerverwaltung.

In allen Produktbereichen führender Hersteller in Europa

Im Geschäftsfeld Metallumformung konstruiert und fertigt Craemer heute großflächige Metallteile für die Automobilindustrie insbesondere für den Fahrzeuginnenraum: in erster Linie Sitzschalen, aber auch Komponenten für Lehnen und Türen sowie Instrumententräger. Zudem werden Teile für Cabrio-Dächer, Katalysatorschalen und Karosserieteile für den Motorraum gefertigt. Der Schwerpunkt der Kunststoffverarbeitung liegt auf der Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Paletten, Lager- und Transportbehältern sowie Mülltonnen der Marke Kliko®. Im Bereich Dienstleistungen bietet Craemer die Vermietung und Verwaltung von Kunststoffpaletten mit integriertem Identifikationschip, darunter das internetgestützte Palettenmanagement-System der Marke Palpool®.

Die für die Produktion benötigten Metallwerkzeuge und Kunststoffformen werden traditionell im eigenen Werkzeugbau gefertigt. Heute zählt die Unternehmensgruppe in allen Produktbereichen zu den europaweit, mit dem eigenen Palettenprogramm zu den weltweit führenden Herstellern.

Zweistelliges prozentuales Wachstum im ersten Quartal

„Mit Blick auf das erste Quartal sind wir sehr vielversprechend in das Jubiläumsjahr gestartet,“ sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Craemer Gruppe, Dr. Achim Brandenburg, „an allen Unternehmensstandorten verzeichnen wir ein zweistelliges prozentuales Wachstum und eine zufriedenstellende Ergebnisentwicklung.“ Mit einem Anstieg von gut 30 Prozent gegenüber Vorjahr hat das britische Kunststoffwerk den deutlichsten Sprung gemacht, gefolgt vom slowakischen Metallwerk (knapp 20 Prozent) und dem Stammwerk in Herzebrock (12 Prozent). Insgesamt hat die Gruppe in den ersten drei Monaten erstmals eine Gesamtleistung von rund 50 Millionen Euro erwirtschaftet. „Unser nächstes Jahresziel ist die 200-Millionen-Euro-Marke.“ Der Zuwachs in der Belegschaft und volle Auftragsbücher böten sehr gute Perspektiven für ein weiterhin ertragsorientiertes Wachstum.

Ein außergewöhnlich großes Auftragsvolumen hat das Unternehmen in diesen Tagen im Metallgeschäft verbucht: für Strukturteile der neuen Sitzgeneration des VW-Konzerns. „Die Modelllaufzeit für diese Teile beträgt circa zehn Jahre. Aufgrund der uns heute vorliegenden Planzahlen rechnen wir mit einem Gesamtumsatz von über 200 Millionen Euro“, freut sich die Vertriebsleiterin Metall, Barbara Wienströer.

Millioneninvestitionen in die Zukunft

Angesichts der Neuaufträge im Metallsektor hat Craemer in diesen Tagen die größte Maschinen-Einzelinvestition der Firmengeschichte für das Stammwerk angestoßen: eine 2.500-Tonnen-Servopresse der Schuler Pressen GmbH (Göppingen) mit einem durchgängigen Pressentisch von acht Metern. „Eine solche Anlage wurde laut Herstellerangabe bis dato noch nie zuvor gebaut“, sagt der technische Geschäftsführer der Paul Craemer GmbH, Siegbert Geldner.

Die Presse ist Teil eines Investitionspaketes von deutlich über 20 Millionen Euro, das Craemer in den nächsten beiden Jahren in die Zukunft seiner Standorte und Unternehmensbereiche investieren wird. Einen vorläufigen Schwerpunkt bilden dabei die Erneuerung und Erweiterung des Maschinenparks im Werkzeugbau und in der Metallfertigung. Für das Kunststoffgeschäft sind unter anderem geplant: der Bau von Werkzeugen für eine neu entwickelte Mülltonnengeneration sowie Investitionen rund um das Thema Materialrecycling.

Vier Familiengenerationen prägten das Unternehmen in 100 Jahren

Vier Generationen haben das Unternehmen in den 100 Jahren seines Bestehens geprägt. In erster Generation waren es der Gründer Paul Craemer und seine Frau Agnes, die das Unternehmen im Ersten Weltkrieg führte. Nach dem Tode des Firmengründers im Jahr 1940 leitete seine Tochter Agnes das Unternehmen übergangsweise, bis ihr ältester Sohn Hans-Joachim Brandenburg 1945 aus dem Krieg zurückkehrte. Von 1951 bis 1987 führte er das Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter. Sein jüngerer Bruder Dr. Horst Brandenburg war von 1954 als Prokurist und Vertriebsleiter für das Unternehmen verantwortlich. Er leitete den vertrieblichen Aufbau des neuen Geschäftsfeldes Kunststoff von der ersten Stunde im Jahr 1958 bis zu seinem Ausscheiden 25 Jahre später.

1979 beziehungsweise 1980 traten die beiden Söhne des Firmenchefs ins Unternehmen ein. Der jüngere, Klaus-Dieter Brandenburg, prägte ab 1982 als Prokurist und später als technischer Geschäftsführer maßgeblich die technologische Entwicklung bei Craemer bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2006. Der ältere, Dr. Achim Brandenburg, stand seinem Vater bereits ab 1982 als geschäftsführender Gesellschafter zur Seite. Seit 1987 steht er in vierter Generation an der Spitze des Unternehmens. Mit seinem Sohn Sebastian Brandenburg ist heute bereits die fünfte Generation im Unternehmen tätig. Als Geschäftsführer leitet er die britische Tochtergesellschaft (Craemer UK Ltd).

Dem Gesellschafterkreis gehören im Jubiläumsjahr 2012 fünf Familienmitglieder unterschiedlicher Generationen an: Neben der Enkelin des Unternehmensgründers, Eva-Maria Poggel, sind es die Brüder Klaus-Dieter Brandenburg und Dr. Achim Brandenburg sowie dessen Söhne Sebastian und Christoph Brandenburg.

In jeder Generation legte die Familie Verantwortung auch in andere Hände. Die Führungskräfte bei Craemer standen und stehen in einer Tradition hoher persönlicher Verbundenheit und Loyalität zum Unternehmen. Sie leben die Unternehmenskultur und identifizieren sich mit den Werten des Familienunternehmens. Damit tragen sie gerade in Zeiten der Globalisierung zu einer ausgewogenen Balance zwischen fortschreitender Professionalisierung und der Bewahrung der Unternehmensidentität bei.